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Wolframs-Eschenbach, die Deutschordensstadt

Im Staatsarchiv Nürnberg hat der junge Autor (und Sohn des Stadtheimatpflegers Oskar Geidner) umfangreiches Material gefunden über die Siedlung, die auf das 8. Jahrhundert (als Obereschenbach) zurückgeht. Die Weihe der Kirche 1183 ist der erste schriftliche Nachweis. 1220 begann die Ordensherrschaft. Graf Boppo II. von Wertheim gab den Ort an Schenkung an den Orden. Weitere Schenkungen und Ankäufe (Konrad von Oettingen stiftete Teile von Biederbach) kamen dazu. Später ging die Kommende Obereschenbach an das Nürnberger Deutschordenshaus. Die Folge war die Umwandlung von Eschenbach von einer Kompturei in ein Deutschordensamt.

Eine Zäsur bedeutete die Stadterhebung 1332 durch den Kaiser (den Namen Wolframs-Eschenbach erhielt die Stadt erst 1917, also vor 100 Jahren). Verbunden damit war das Recht, den Ort mit einem „Stein- und Holzwerk und Graben zu befestigen“, die Hochgerichtsbarkeit sowie das Marktrecht. Eschenbach, das an der Handelsstraße von Nürnberg nach Straßburg gelegen war,  durfte fortan jeden Montag einen Markt abhalten. Die Befestigung war ursprünglich als ein Erdwall ausgeformt.  Begüterte Nürnberger Bürger traten in Obereschenbach als Stifter hervor, vor allem die Familie Holzschuher.  1409 kam es im Ort zu einem Großbrand, aber wie durch ein Wunder blieb das Liebfrauenmünster verschont. Sein heutiges Gepräge erfuhr der Ort durch den Bau des Rathauses, des Oberen und Unteren Tores sowie des doppelten Mauerrings. Es war für die Zeit eine auffallend starke Befestigung, wie der Student der Geschichte und Theologie Florian Geidner feststellt. Um 1500 lebten dort 900 Menschen (127 Häuser innerhalb der Mauer und 100 in den drei Vorstädten). Zum Vergleich: nur Weißenburg, Dinkelsbühl und Nürnberg waren größer.

Der Ritterorden blieb die bestimmende Kraft, er überwand den Dreißigjährigen Krieg und die Hexenverfolgung, er steht aber auch für den schleichenden Niedergang bis zur Auflösung des Deutschen Ordens 1809.

 

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