Verein für Heimatkunde Gunzenhausen e.V. | Gegründet 1879

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Unsere Kirchen sind Schatzkammern

Reich gesegnet ist der Altlandkreis Gunzenhausen mit kleinen und großen Kirchen, einfach und kunstvoll ausgestatteten Gotteshäusern. Dies offenbarte ein Vortrag von Pfarrer i.R. Günter L. Niekel aus Muhr am See vor Mitgliedern des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen im Gasthof „Adlerbräu“.

54 Kirchen hatte des versierte Kunst- und Kirchengeschichtler auf seinem Stick, die er in gewohnt kurzweiliger Art präsentierte. Günter Niekel, der nach 36 Jahren in der Kirchengemeinde Weiltingen reichlich Spuren hinterließ, sieht es nicht gern, wenn die Kirchen verschlossen sind. Wer die Kirchen näher betrachtet, der stellt immer wieder Besonderheiten fest. So kommt Niekel zu seiner respektablen Einschätzung: „Unsere Kirchen sind Schatzkammern.“

Nicht alle Kirchen im Gunzenhäuser Land haben herrlich bunte Turmdächer wie die in Ostheim, Westheim, Markt Berolzheim, Meinheim, Windsfeld und Wolframs-Eschenbach, aber können kunstgeschichtliche Details vorweisen, die meist nur den Besuchern auffallen, die sich mit den Baustilen und der Ornamenthik beschäftigen. Zu den Kostbarkeiten zählt natürlich die reich ausgestattete Kalbensteinberger Rieter-Kirche (der Altar stammt von Michael Wohlgemuth, einem Lehrer Albrecht Dürers), aber auch andere sind unter kunstgeschichtlichen Aspekten interessant. In der Wettelsheimer Martinskirche ist beispielsweise ein Flügelaltar zu bestaunen, den 1515 ein Nördlinger Meister geschaffen hat. Die Kirche St. Georg in Auernheim, dem höchstgelegenen Dorf Mittelfrankens, weist schöne Emporemalereien zum Leben Jesu auf. Ein gutes Beispiel, dass sich mittelalterliche Darstellungen mit der modernen Kunst gut vertragen, ist das Heidenheimer Münster mit dem Walburgagrab und dem modernen Flügelaltar, der die Glaubensboten zeigt.  Übrigens: Günter L. Niekel war als junger Bursche dabei, als der seinerzeitige Dekan Hans-Kurt Franz mit seinen Söhnen den Steinsarkophag ans Tageslicht brachte.

Es mag etliche Kunstschätze geben, die zu allen Zeiten von Unwissenden „entsorgt“ wurden, aber wahrscheinlich wurden viele andere vor dem Verfall gerettet. Beim Brand der Ostheimer Kirche 1986 ist beispielsweise das Gemeindearchiv vernichtet worden.

Zu den klassischen Markgrafenkirchen zählen die Gotteshäuser in Wald und Sammenheim, aber nicht die Kirche von Aha. Sie ist zwar von dem markgräflichen Baumeister Karl Friedrich von Zocha geplant worden, weist aber nicht den horizontalen Dreiklang von Altar, Kanzel und Orgel auf. Auffallend in der Dittenheimer Kirche St. Peter und Paul ist der Taufstein, der von sechs Engeln getragen wird. Außergewöhnlich ist, dass zur Finanzierung des Wiederaufbaus um das Jahr 1700 der Kirchenpfleger zwei Kollektenreisen unternahm. Mit Epitaphien, die sogar noch aus dem 13. Jahrhundert stammen, ist die Muhrer Johanniskirche reich ausgestattet. Günter L. Niekel, dem der göttliche Segen in die begabten Hände gelegt ist,  hat sich der Renovierung von Bildern des eichstättischen Bildhauers Loy Hering angenommen. Dass die Pfofelder Kirche zu den ältesten in Altmühlfranken zählt (1130 erbaut), beweist die romanische Apsis.

„Tut mir auf die schöne Pforte…“ Günter L. Niekel musste erfahren, dass der Liedtext nicht überall als Einladung verstanden wird. Auf jeden Fall nicht in Obererlbach, wo man ihm hartnäckig den Zugang verwehrte.

Wie Vorsitzender Werner Falk ankündigte, wird der Kirchenjurist Dr. Reinhard Rusam am 6. März über die österreichischen Glaubensflüchtlinge referieren. Viele Familien aus dem Gunzenhäuser Land entstammen den Exulanten, die im 17. Jahrhundert aus ihrer angestammten Heimat vertrieben wurden, weil sie nicht katholisch werden wollten.

 

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