Verein für Heimatkunde Gunzenhausen e.V. | Gegründet 1879

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Stadtführung in Ansbach

Was haben Ansbach und Gunzenhausen gemeinsam? Natürlich die markgräfliche Geschichte! Deshalb war es für den Verein für Heimatkunde Gunzenhausen sozusagen ein Pflichtprogramm, seine Mitglieder im Rahmen der „Samstagsexkursionen“ in die einstige Residenzstadt zu führen. Dort begegnete ihnen die gemeinsame Geschichte auf Schritt und Tritt. Kompetenter Begleiter war Alexander Biernoth, der Vorsitzende des Frankenbunds in Westmittelfranken.
Die Grablege der Hohenzollernfürsten in der Gumpertuskirche (dort ruht auch der in Gunzenhausen 1557 verstorbene Markgraf Carl Wilhelm Friedrich, genannt der „Wilde Markgraf“) gehört ganz gewiss zu den Sehenswürdigkeiten, die sich kein geschichtlich interessierter Ansbach-Besucher entgehen lässt. St. Gumpert, die Hauptkirche der Regionalbischöfin Gisela Bornowski, mit seiner Krypta geht auf das Jahre 1042 zurück. Im Gewölbe können die Besucher die Zinnsärge der Markgrafen und ihrer Familienangehörigen bestaunen. Sie stehen dort nicht schon seit Jahrhunderten, sondern erst seit 1976. Nicht eben sehr pietätvoll: Das Gewölbe von 1501 nutzten die Ansbacher Metzger früher als Fleischbank.
2004 sind die markgräflichen Totenfahnen (3 mal 1,30 m große und bestickte Tücher) nach Ansbach gekommen und 2010 für rund eine halbe Million Euro restauriert worden. Sie hängen heute bei einer gleichmäßigen Temperatur von 13 Grad in einer Kühlbox. Die Besucher können einen Blick darauf werfen. Diese textilen Zeugnisse aus der Markgrafenzeit stammen aus dem Jahr 1625. Die Fahnen wurden einst von den Reitern an langen Stangen an Trauerzügen mitgeführt. Die Schwanenritterkapelle mit dem Keltenbild aus der Werkstatt von Albrecht Dürer gehört zu den Kleinoden der Stadt. Die Gumpertuskirche mit ihrer Markgrafenloge wird nicht nur für sakrale Zwecke genutzt, dort sind auch viele Konzerte im Rahmen der international renommierten Bachwoche, deren Gäste dabei auch die Orgel lautstark vernehmen können. Sie bringt es auf 90 Dezibel und ist damit sozusagen lauter als die Polizei erlaubt, denn ab einem Lärmpegel von 85 Dezibel ist eigentlich ein Gehörschutz notwendig.
Ganz unauffällig ist die einstige jüdische Synagoge in der Uz-Straße, ein Bau des markgräflichen Baumeisters Leopoldo Retty von 1746. Das Gotteshaus ist in der „Reichskristallnacht“ 1938 nur leicht geschändet, aber nicht zerstört worden. Der Grund: In der Nachbarschaft stand das Haus eines NS-Eigentümers, das natürlich nicht gefährdet werden durfte. Seit 1964 gilt die Synagoge als musealer Raum, in dem keine Gottesdienste mehr stattfinden. Dass das Gebäude die nationalsozialistische Gewaltherrschaft heil überstanden hat, überrascht insofern, als die Ansbacher der Partei die besten Wahlergebnisse lieferten. Bei der frühen Reichstagswahl 1924 wählten sie mit 46,9 Prozent die NSDAP, während die Partei reichweit nur auf 6,5 Prozent gekommen war.
Keiner Kriegszerstörung ausgesetzt waren auch das Schloss aus dem Jahr 1770 sowie die ganze historische Altstadt. Deshalb sind die 520 Räume der Residenz heute noch so erhalten, wie sie vom letzten Markgrafen verlassen wurden. Die einstmals reichlich vorhandenen Fachwerke der Bürgerhäuser sind vielfach der Barockisierung gewichen, das heißt, sie wurden einfach überputzt, denn schließlich sollte Ansbach als Residenzstadt mithalten können mit den schönen barocken Städten wie Würzburg oder Bamberg.
„Wir haben Ansbach und etliche seiner uns bisher weniger bekannten Facetten kennengelernt“, resümierte Vorsitzender Werner Falk nach dem zweistündigen Rundgang und dankte dem Stadtführer Alexander Biernoth: „Sie sind ein ebenso kenntnisreicher wie sympathischer Botschafter Ihrer Stadt.“

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