Verein für Heimatkunde Gunzenhausen e.V. | Gegründet 1879

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Okkultisten treiben ihr Unwesen

Ihre Namen lassen verschiedene wissenschaftliche Deutungen zu und bauliche sind sie seit Jahrhunderten nur noch Ruinen – die Stahelsburg, der Uhlberg und die Katharienkapelle sind Zeugnisse der Kulturlandschaft Hahnenkamm.  In der Schriftenreihe „Alt-Gunzenhausen“ haben ihnen Forscher wie Martin Winter aus Hohentrüdingen ein literarisches Denkmal gesetzt. Geblieben sind sie als mystische Orte.  Günter L. Niekel, Ruhestandspfarrer in Muhr am See und profunder Kenner von sakralen Denkmälern in der Region, hat sie zum Start des Vortragsprogramms 2018 des Vereins für Heimatkunde im Gasthof „Adlerbräu“ einem interessierten Publikum vorgestellt.

 

Die bekannteste Kapellenruine im Hahnenkamm ist wohl die Katharinenkapelle hoch über Hechlingen am See. Sie ist 1457 als Wallfahrtskirche am alten Pilgerweg von Mitteleschenbach nach Wemding erbaut worden. Der gemütvolle Heimatfreund Martin Winter zitiert in seinem der Nachwelt vermachten Sammelbändchen „Vom Altmühltal zum Hahnenkamm“ (1988) das Lied, das die Kinder noch vor Jahrzehnten in der Dorfschule gesungen haben: “Droben stehet die Kapelle, schaut still ins Tal hinab; drunten singt bei Wies und Quelle froh und hell der Hirtenknab.“ Im Mittelalter ist viermal in der Woche die Frühmesse gelesen worden.  Die Volksfrömmigkeit war stark und die Beter fühlten sich  dem Himmel näher. Nach der Reformation verfiel die Kapelle, so dass 1760 der Abbruch begann, 1875 kamen die Glocken herunter und 1914 gab es die letzte Fußwallfahrt. Erst 1983 ist die Anlage konserviert und aufgemauert worden. „Pilgerstätte“ ist sie heute nur noch einmal im Jahr: an einem August-Wochenende beim Kapellfest des Heimatvereins.

Der Uhlberg (auch: Ulberg) zwischen Döckingen und Treuchtlingen ist eine Kapellenruine (10 mal 26 Meter) mitten im dichten Wald, ohne „Navi“ kaum zu finden. Bemerkt worden ist er jedoch von Okkultisten und Spiritisten, die im Internet schaurige Geschichten verbreiten. Geköpfte schwarze Hähne, zerrissene schwarze Katzenkörper, überkreuzte Äste, in den Boden geschlagene Kreuze und Schmierereien mit Blut sind dort schon bemerkt worden. Sogar die Heiligenfigur des Spielberger Bildhauers Ernst Steinacker (1989 aufgestellt) wurde  1993 geschändet. Passanten reagierten erstaunt, als sie dort nackt um ein Feuer tanzende junge Menschen  sahen.  Mehr Aufmerksamkeit soll aber dem Denkmal gelten:  Der Sage nach hat Ulrich von Rechenberg die Ulrichskapelle 1144 bauen lassen. Seine Tochter Adelheid soll 1221 Äbtin der Frommen Frauen gewesen sein. Die Historiker gehen davon aus, dass die Kapelle 1525 im Bauernkrieg zerstört wurde. Martin Winter sieht die Kaplanei- oder Frühmesskirche als Teil einer Kleinsiedlung (mit Ortsnamen wie Löffelmahd, Westerreisach, Gut Blumenberg), die schon im 14. Jahrhundert abgegangen ist.

Eine Kapelle, die heute kaum mehr bemerkt wird, hat wohl bereits im 12. Jahrhundert auf dem Schlossberg (an der Stahlmühle zwischen Hechlingen und Ursheim) gegeben. Zu sehen sind heute nur mehr Fundamente – und die sind vermutlich Teil einer Rekonstruktion.  Im Original soll die Klosterkirche 7 mal 17 Meter (plus Chor mit 5 mal 4,5 Meter) gewesen sein. Die ältesten Hinweise finden sich 1245 als „Stahelsberg“ wohl ein Kloster der Zisterzienserinnen war, in einer Kaisheimer Urkunde wird sogar „Stahelsperc“ schon 1197 genannt.  Wieder liefert Martin Winter der Nachwelt die verlässlichsten Fakten. Das Kloster wechselte demnach dreimal seinen Standort, und zwar von 1233 bis 1252. Und immer gab es unterschiedliche Namen dafür.  1233 „Winsvelt“ (Windsfeld) genannt,  wird es 1245 bis 1252 dem Stahelsberg zugeschrieben, später Klosterzimmern im Ries.  In einem alten Zinsbüchlein aus dem 14. Jahrhundert wird „Stahelsperc“ erwähnt,  in späteren Jahrhunderten nur mehr „Stahlmühle“.  Bemerkenswert sind die Flurnamen, die heute noch gelten: „Bugarten“ (mittelalterlich für: Baumgarten), Schlossbuck, Schobdachmühle, Hettelsberger Holz, Hettensberc (im Volksmund: Edlsberg).  Der Historiker Martin Winter schließt daraus, dass es eine selbständige Siedlung Stahelsberg gegeben haben muss. Sie dürfte später abgegangen sein, geblieben ist nur die Stahlmühle.

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